Eine leise Erlaubnis

Veröffentlicht am 12. April 2025 um 10:00

Ich schreibe heute wieder einen persönlichen Wiedererfahrungsbericht. Einen, der tief geht. Einen, den ich mir früher nie erlaubt hätte zu schreiben. Denn allein der Gedanke, dass in meiner Kindheit vielleicht etwas gefehlt hat war für mich lange unvorstellbar. Ich bin über 30, und es hat Jahre gedauert, bis ich mir selbst eingestehen konnte: Ein Bedürfnis von mir wurde nicht erfüllt.

 

 

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in einer Umgebung, in der es keinen Raum für solche Gedanken gab. Wo du immer hörtest: Was willst du denn noch? Du hast doch alles. Und weil ich aus einer Kultur komme, die vom Krieg geprägt ist, wurde Frieden als höchstes Gut betrachtet. Ja, das klingt hart, aber so ist es. Du hast Frieden, also beschwer dich nicht. Punkt.

Und auf dem Papier stimmte das: Ich hatte Mama, Papa, eine Wohnung, ich durfte zur Schule gehen.


Es hat Jahre gedauert, bis ich begreifen konnte, dass Sicherheit für mich kein Selbstverständnis war. Nicht wegen eines einzelnen traumatischen Moments, sondern wegen vieler kleiner, unsichtbarer Risse in meiner Kindheit. Momente, in denen ich mich nicht gesehen, nicht gehalten, nicht sicher gefühlt habe – emotional und seelisch.

Die Momente in meiner Kindheit, in denen ich Angst hatte, mich allein fühlte, nicht verstanden wurde... sie wurden überdeckt von dem ständigen Appell zur Dankbarkeit. Ich habe mir selbst nicht erlaubt zu fühlen, dass etwas fehlt. Es war ein innerer Kampf – zwischen dem, was ich spürte, und dem, was ich spüren durfte.

 

Von Herzen, Lela

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