„Du hattest doch Mama und Papa“, sagten sie. Und ja ich hatte sie. Aber heute weiß ich: Anwesenheit ist nicht gleich Liebe.
Ja, ich hatte Eltern. Aber das heißt nicht, dass ich Liebe gespürt habe. Und das zu sagen, war ein innerer Kraftakt. Denn in meinem Umfeld wurde das sofort als Undankbarkeit ausgelegt. Du hattest doch Glück. Andere hatten gar nichts.
Und vielleicht stimmt das sogar. Vielleicht hatte ich im Vergleich Glück. Aber Glück im Vergleich ist kein Trost, wenn du dich als Kind innerlich leer fühlst.
Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich meiner Mutter erzählte, dass ich zur Psychotherapie gehe. Nach der ersten Sitzung rief sie mich an. Ihre Worte waren klar und kalt: Und Mama ist nicht an allem schuld, oder? Dieser Satz traf mich wie ein Schlag. Denn mein Ziel war nie, jemandem Schuld zu geben. Ich wollte nur verstehen. Mich. Meine Geschichte. Meine Wunden. Meine Reaktionen.
Damals war ich wütend. Heute bin ich ruhig. Es geht um Verstehen. Es geht um die Erlaubnis, meine Wahrheit zu fühlen, auch wenn sie unbequem ist. Auch wenn sie nicht ins Bild einer heilen Familie passt.
Ich hatte Eltern – und trotzdem waren manche Bedürfnisse nicht erfüllt.
Ich war geliebt, auf ihre Art – und dennoch nicht emotional sicher.
Ich war versorgt – und trotzdem innerlich hungrig.
Heute kann ich sagen: Ja, ich hatte Mama und Papa. Und nein, meine Bedürfnisse wurden nicht vollständig erfüllt. Und das darf beides gleichzeitig wahr sein.
Von Herzen, Lela
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