Ich schreibe diesen Text, weil Selbstentwicklung oft damit beginnt, sich mit der eigenen Kindheit auseinanderzusetzen. Viele von uns haben, bewusst oder unbewusst, gelernt, bestimmte Gefühle zu unterdrücken oder zu hinterfragen.
Heute habe ich eine Situation beobachtet, die im Alltag häufig vorkommt: Ein Kind ist gestolpert und gestürzt. Es begann zu weinen – vielleicht aus Schmerz, vielleicht aus Schreck oder Frust. Eine erwachsene Bezugsperson näherte sich und sagte:
„Ach komm, hör auf zu weinen, so schlimm war das doch nicht.“
Ein Satz, der gut gemeint ist – aber in der Wirkung problematisch sein kann.
Denn als Außenstehende können wir nicht wissen, wie sich der Moment für das Kind anfühlt. Ob es tatsächlich körperliche Schmerzen hat, sich erschreckt hat, Scham empfindet oder einfach die Nähe einer vertrauten Person sucht. Gefühle entstehen aus dem inneren Erleben, nicht aus objektiven Einschätzungen von außen.
Wenn Erwachsene in solchen Momenten vorschnell beruhigen oder verharmlosen, kann das beim Kind Verunsicherung auslösen. Es lernt:
„Was ich fühle, stimmt vielleicht nicht.“
„Ich darf nicht weinen, wenn es andere nicht für berechtigt halten.“
Langfristig kann diese Form der Reaktion dazu führen, dass Kinder den Zugang zu ihren eigenen Emotionen verlieren oder sie nicht ernst nehmen.
In solchen Situationen geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern darum, präsent zu sein. Es reicht oft, einfach da zu sein und dem Kind zu signalisieren:
„Ich sehe dich. Ich nehme dich ernst.“
Zum Beispiel mit einfachen, einfühlsamen Sätzen wie:
• „Das war bestimmt ein Schreck.“
• „Ich bin hier.“
• „Magst du mir erzählen, was passiert ist?“
• „Es ist okay, traurig oder wütend zu sein.“
Solche Reaktionen helfen Kindern, ihre Gefühle einzuordnen und ihnen Raum zu geben. Sie lernen, dass Emotionen dazugehören – auch unangenehme. Und dass sie mit ihren Empfindungen nicht allein sind.
Kinder brauchen keine perfekten Eltern.Kinder brauchen keine perfekten Eltern – aber sie brauchen Erwachsene, die ihnen Raum geben, ihre Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und darin begleitet zu werden.
Du kannst den Text sehr gut mit der Übung "Die stille Erlaubnis" vertiefen.
Von Herzen, Lela
Kommentar hinzufügen
Kommentare